Minerale im Bereich der Goldvorkommen

 

Als Strahler unterwegs

Die ersten Sammler, die schon in prähistorischer Zeit in den Hochtälern unterwegs waren, suchten primär Steinmaterial, das ihnen als Werkzeug dienen konnte und Schmucksteine. Auch Gold, das kalt bearbeitet werden konnte, war als Schmuck willkommen. Mit dem Beginn der Metallverhüttung (Kupfersteinzeit, Bronzezeit) verlagerte sich das Interesse der Menschen zum Kupfer, später in Richtung Eisen. Hannibals Söldner sollen als erste den Bergkristall als „krystallos“ bezeichnet haben. Sie hielten die wasserklaren „Strahlen“ für derart stark gefrorenes Eis, das nicht einmal im Feuer aufgetaut werden konnte. Der Wahrheitsgehalt dieser Geschichte wird bezweifelt, fest aber steht, dass die Menschen der hellenistischen Welt glaubten, Bergkristall sei versteinertes Eis. Plinius verfasste vor 2000 Jahren das erste brauchbare Mineralogiebuch, die „Mineralogie in fünf Büchern“ des Albertus Magnus ist das umfangreichste und wissenschaftlich wertvollste mineralogische Werk des abendländischen Mittelalters. Noch Conrad von Megenburg glaubte Anno 1350 „crystallus – der stain wirt aus eis“.

Besondere Verdienste um die mineralogische Erforschung der Hohen Tauern erwarb sich Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus. 1669 publizierte Nicolaus Steno alias Nils Stensen, der auch in den Hohen Tauern steinesammelnd unterwegs war, in seinem Buch die Grundlagen der modernen Mineralogie. Noch lange, bevor sich die ersten Touristen in die Berg­wildnis wagten, waren bereits die Strahler (Sammler von Strahlen = Bergkristalle) unterwegs. Die meisten kamen aus dem Raum Venedig und raubten die Kristalle gegen den Willen der Landesherren. Aus diesen illegalen Steinsuchern wurden in der Volkssage später die Venedigermännlein, die auch dem Großvenediger seinen Namen gegeben haben. Die entwendeten Bergkristalle wurden in den berühmten italienischen Schleifereien von Mailand und Florenz zu Bergkristall-Prunkgeschirr verarbeitet.

 

Schroll, Wulfen, Hohenwart und die „Heiligenbluter Krystalle“

Der Oberkärntner Bergmann C. v. Ployer publizierte bereits 1783 seine mineralogischen Erfahrungen. 1786 folgte der hochfürstliche Bergrat Kaspar Melchior Schroll, Mitglied der Sozietät der Bergbaukunde mit seinen „Grundlinien einer salzburgischen Mineralogie“. Schroll kannte bereits viele Serpentin- und Talklager der Goldberg- und Glocknergruppe.

Franz Xaver Freiherr von Wulfen – nach ihm sind der Wulfenit und die Wulfenia benannt – sammelte in weiten Gebieten Kärntens, auch am Großglockner, Pflanzen, Gesteine und Mineralien. 1788 wurde Sigismund von Hohenwart bischöflicher Generalvikar von Klagenfurt. Er baute dort ein „Naturaliencabinet“ auf. Allein „seine Mineraliensammlung füllt zwey Säle“, schrieb Schultes, „ohne die vielen Handcabinete zum täglichen Gebrauch. Nie habe ich eine Sammlung in diesem Formate gesehen. In Zentnerschweren Stücken sind hier die seltensten Eisenerze von Hüttenberg auf Bergen von Chalcedionen und Glasköpfen aufgestellt... Er (der Generalvikar) hatte auch die Güte mit einige große Stücke von den einstweilen so genannten Heiligenbluter Krystallen zu zeigen, die er bey Heiligenblut unter den Steinen, die zu Mauern um die Felder und Wiesen daselbst zusammen getragen werden, entdeckte. Später entdeckte er eine Menge davon an dem kleinen Bache, der von dem alten Thurme am Felsen herab stürzt.“ 200 Jahre später hielt Rudolf Ertl Nachlese und konnte eindeutig feststellen, dass es sich bei diesen Kristallen um grüne, stark eisenhaltige Diopside (ein Kalzium-Magnesium-Silikat) handelt. Der Name Diopsid geht auf Hauy (1806) zurück.

Belsazar Hacquet, der Bergarzt aus Idria, beschrieb in seiner „Mineralogisch-botanischen Lustreise von dem Berg Terglou in Krain zu dem Berg Glockner in Tyrol“ unter anderem die Gebirgsverhältnisse der Golderzlagerstätten und widmete seitenlange Abhandlungen den Mineralvorkommen. Sigmund Freiherr Zois „di Gioa“ („von Edelstein“) übernahm die Berg- und Hüttenbetriebe seines Vaters, der das Eisenhandelsmonopol für Krain und Kärnten innehatte. Klaproth gab Zois zu Ehren einem auf der Saualpe erstmals entdeckten und sowohl am Haritzersteig, wie auch im Kleinen und Großen Fleißtal vorkommenden orthorhombischen Ca-Al-Sorosilikat den Namen Zoisit.

Rosthorn verdanken wir die erste Zusammenstellung der Mineralvorkommen in Kärnten, die jedoch erst sein Schwiegersohn Josef Leodegar Canaval 1853 herausgab. Viktor Ritter von Zepharovich, Rudolf Ertl des berühmten dreibändigen „Mineralogischen Lexicons für das Kaiserthum Österreich“ untersuchte die Bergbaue an der Öxlingerzeche und auf der Goldzeche und bearbeitete Mineralfunde aus dem Fleißtal. Hans Höfer von Heimhalt schuf die zweite Kärntner Mineralogie, die schon allein infolge der Einarbeitung der Funde von Zepharovich umfangreicher als jene von Rosthorn und Canaval war. Noch wichtiger für die mineralogische Erforschung Kärntens war das Werk „Die Minerale des Herzogthums Kärnten“ von August Brunlechner. „Die Minerale Kärntens“ von Heinz Meixner gelten als modernes Standardwerk.

 

Mineralien in den Goldgängen

Herausragendstes Mineral ist das Element Gold, das zumeist an die Erzgänge gebunden ist. Nur in Ausnahmefällen findet sich Freigold in Form von Berggold, so am Zirmsee und auf der Goldzechscharte. Kein Wunder, dass die Berggold-Stufen aus den Hohen Tauern besonders begehrt sind. Häufiger als Gold ist das Silber, das stets an die Goldvererzung, speziell an den Bleiglanz gebunden ist.

Sulfide sind in den goldführenden Erzgängen weit verbreitet, so der Chalkopyrit (Kupferkies). Begleitmineralien sind mitunter ausgezeichnet auskristallisierter Sphalerit (Zinkblende), Galenit (Bleiglanz), Arsenopyrit (Arsenkies), Pyrit (Schwefelkies), Pyrrhotin (Magnetkies) und Quarz. Galenit (Bleiglanz) kommt auf dem Bluter Tauern selten kristallisiert, meist derb vor. Bis zu 5 cm große Oktaeder wurden im Gipfelgebiet des Hohen Goldberges entdeckt. Von der Kieslagerstätte im Knappenwald bei Döllach wurden neben Chalkopyrit, Pyrrhotin, Pyrit und Galenit auch dünne Antimonit-Nädelchen (Antimonglanz) beschrieben. Der Pyrit ist ein häufig sowohl in den Erzgängen als auch in den alpinen Klüften anzutreffendes Mineral. Er kristallisiert zumeist in Würfeln, Oktaedern oder Pentagondodekaedern bzw. Kombinationen aus diesen Kristallformen. Durch Verwitterung ist er häufig in Lepidokrokit oder Limonit umgewandelt. Die bizarrsten Pyrite sind aus dem Vorsterbachtal bei Wörth bekannt geworden. Der Arsenopyrit ist eines der wichtigsten Mineralien der Goldquarzgänge. Er kommt zumeist derb und nur sehr selten in hübschen kleinen Kristallen vor. Proustit wurde auf der Goldzeche nachgewiesen.

Berühmt sind die violetten und rosafarbenen Fluorite (Flussspat) vom Hocharn aus der Großen Fleiß. Blassviolette Fluoritwürfel wurden im Umfeld des Hochtores entdeckt. Magnetite sind vom Gletscherrand der Pasterze bekannt geworden.

 

Quarz findet sich nicht nur als monomineralisches Gestein, sondern in den Klüften als prächtige Bergkristalle, Rauchquarze, Citrine und Amethyste. Prächtige Bergkristallgruppen wurden und werden in alpinen Zerrklüften in der Glockner- und Goldberggruppe entdeckt. Als Begleiter der Quarzkristalle scheinen in der alpinen Kluft-Paragenese Adular, Periklin, Calcit, Rutil und Chlorit auf. Von der Pasterze wurden „bis 50 Pfund“ schwere Bergkristall-Doppelender beschrieben. Gute Drusen entdeckten Strahler am Hach und in der Richardswand (Kleine Fleiß). Die größten Bergkristalle der Ostalpen wurden auf der Ödenwinklscharte im Glocknergebiet gefunden, darunter ein 618 kg schwerer Kristallgigant, der heute gemeinsam mit sechs anderen großen Kristallen im „Haus der Natur“ in Salzburg zur Schau gestellt 

Ilmenit sowie die drei Titandioxidmodifikationen Rutil bzw. Sagenit, Anatas und Brookit sind ebenfalls im Bereich der Goldvorkommen häufig anzutreffen. Dies gilt in besonderem Maß für die Rutilkristalle. Schöne Anatase erwähnt Strobl für das Große Fleißtal. Bräunlichgelbe Anatase aus Drusenräumen beschrieb Meixner vom Seebichl im Kleinen Fleißtal und von der Gjaidtroghöhe im großen Fleißtal. Brookit ist auch vom Gletscherrand der Pasterze bekannt geworden. Limonit in erdigen, rostbraunen bis ockerigen Massen ist im gesamten Gemeindegebiet von Heiligenblut verbreitet. Überwiegend handelt es sich dabei um Goethit (Nadeleisenerz).wird. Bei Sammlern besonders begehrt sind die Szepterquarze vom Hohen Sonnblick und aus dem Fleißtal. Herrliche Rauchquarzstufen sind in der oberen Kleinen Fleiß, am Goldbergspitz und am Goldzechkopf ergraben worden. Amethyste wurden in der Nähe der Duisburgerhütte in der Fragant aus einer Kluft geborgen. Nach Weninger wurden Amethyste einer Angabe von Schmarantzer zufolge angeblich auf dem Roten Mann (Sandkopf) „ober dem alten Pocher bei Heiligenblut“ entdeckt. Echte Citrine fand man bislang nur im Dionysgang bei Gastein sowie oberhalb des Zirmsees.

 

Auch die Karbonate Calcit, Dolomit, Ankerit (Braunspat) und Breunnerit (Mesitinspat) sind nahezu ubiquitär verbreitet. Die schönsten Calcite von Heiligenblut wurden bislang in der Kleinen Fleiß geborgen, die klassische Breunnerit-Fundstelle liegt oberhalb der Judenbrücke. Kleine, meist unscheinbare Cerussit-Kriställchen (Weißbleierz) wurden vom Bluter Tauern beschrieben. Desgleichen wurde hier Smithsonit (Zinkspat) nachgewiesen. Bei der Fundstelle handelt es sich offensichtlich um das alte, im 18. Jhdt betriebene Galmey-Bergwerk nahe der Kehre 17 der Großglockner-Hochalpenstraße, dessen Stollen mittlerweile längst nicht mehr zugänglich sind. Hier wurde einst Hemimorphit (Kieselzinkerz) abgebaut. Azurit und Malachit sind aus dem Sonnblickgebiet und dem Raum Hochtor – leider nur in unansehnlicher Form – bekannt geworden. In den alten Stollen und auf Halden finden sich nicht gerade selten wasserhaltige Sulfate, wie Chalkanthit (Kupfervitriol), Melanterit (Eisenvitriol). Copiapit ist verschiedentlich vermutet worden. Epsomit (Bittersalz) findet sich am Haritzersteig.

 

Euklase werden auf dem Modereck gefunden, Andalusit und Titanit wurden im Moränenmaterial am Gletscherrand der Pasterze entdeckt. Epidot ist aus der Kleinen Fleiß und von der Goldzechscharte bekannt geworden, Zoisit vom Haritzersteig. Beryll wurde im Zirmseekar in Form kleiner, hellblauer Aquamarinsäulchen (bis 5 cm Länge) im Gneisgranit entdeckt. Schwarzer Turmalin (Schörl) findet sich am Gletscherrand der Pasterze, Paragonit bei der Bricciuskapelle. Fuchsit kommt am Haritzersteig und in der Kleinen Fleiß vor. Chlorite (komplex aufgebaute Schichtsilikate) sind häufige Begleiter der klassischen Kluftmineralien. Zumeist handelt es sich dabei um Pennin, Klinochlor und Prochlorit. Zu den Raritäten unter den Chloriten zählt der von Seeland entdeckte Thuringit vom Zirmsee. Albit kommt am Gletscherrand der Pasterze, am Hohen Sonnblick und am Modereck vor.

An Zeolithen sind Desmin (Stilbit), Laumontit und Skolezit bekannt geworden. Schöne Desminkristalle werden vom Ritterkar, von der Sonnblick-Südseite (Goldzechscharte) und aus den Klüften des Granitgneises der Siglitz beschrieben.